HARTHAU, südlicher Stadtteil von Chemnitz
unser Harthau

Harthau, ein südlicher Stadtteil von Chemnitz, liegt im Würschnitztal, umgeben von den Höhenzügen des Pfarrhübels, des Harthwaldes und des Harthauer Berges.
Durch Harthau verläuft die B95 in Richtung Annaberg, die Entfernung zum
Stadtkern von Chemnitz beträgt ca. 8 km.
Nachbarliche Stadtteile sind Altchemnitz, Erfenschlag, Berbisdorf, Klaffenbach und Markersdorf. Die Höhenlage über NN beträgt am Zusammenfluss von Würschnitz und Zwönitz 313 m und an der höchsten Erhebung am Harthauer Berg 435 m.
Harthau liegt somit am Fuße des Erzgebirges.
Die Fläche Harthaus beträgt 6,30 km². Harthau hat zurzeit etwa 2350 Einwohner.

Harthau wurde vermutlich im 13. Jahrhundert von fränkischen Siedlern gegründet und bedeutet
„Ort im Bergwald“, erstmals 1340 in einem Lehnsbrief urkundlich erwähnt.

Durch das mittelalterliche Bannmeilenrecht war es verboten, dass sich Handwerker außerhalb der Stadt ansiedeln konnten. Erst durch den Grimmaischen Vertrag von 1555 konnten sich ein Leineweber, ein Böttcher und ein Schneider sesshaft machen. Bereits um 1422 gab es die ersten Bergbauversuche nach Kupfer und später nach Steinkohle. Die Grabungen erwiesen sich jedoch als nicht abbauwürdig.
Dieser Bergwerksstollen wurde während des Krieges zum Luftschutzbunker ausgebaut.

In einem Steinbruch am Fuße des Harthauer Berges wurde von 1822 bis 1970
der seltene grüne Hornblendeschiefer abgebaut. Man findet ihn an mehreren repräsentativen Gebäuden in Chemnitz (ehem. Flughafengebäude, ehem. Dresdner Bank, Fabrikgebäude Ulmenstraße).

Begünstigt durch die Lage des Ortes am Fluß Würschnitz konnten durch die Nutzung der Wasserkraft Mühlen und kleine Werkstätten betrieben werden. Das Vorhandensein dieser Wasserkraft war auch der Hauptgrund, dass Carl Friedrich Bernhard hier im Jahre 1799 eine Spinnmühle nach englischem Vorbild gründete.
Damit wurde Harthau zum Ausgangspunkt der industriellen Revolution in Sachsen und darüber hinaus.
Diese Spinnmühle war der Auslöser, dass sich im Laufe der Zeit weitere Manufakturen und Fabriken in Harthau ansiedelten.
So entstanden im Laufe der Jahre 2 Spinnereien, 2 Eisengießereien, 1 Werkzeugmaschinenfabrik,
1 Baumwollabfallspinnerei,1 Verbandwattefabrik, 1 Geldschrankfabrik, 2 Kassettenfabriken, 1 Ziegelei,
3 Bauunternehmen,1 Steinbruch, 1 Brauerei und mehrere Kleinunternehmen, insbesondere Strumpfwirkereien.

Diese Entwicklung der Industrie wurde auch durch den Bau der Eisenbahnlinie Chemnitz - Stollberg
im Jahre 1895 begünstigt. Durch die industrielle Entwicklung und die Nähe zur Stadt Chemnitz vergrößerte sich auch die Zahl der Einwohner bis 1945 auf ca. 6500. Dadurch bedingt war auch der Bau neuer Wohnviertel, z.B. in Unterharthau (Böhmisches Viertel), in der Alten Harth, am Richterberg und in Oberharthau (Schneckengrün), welches 1938 nach Klaffenbach umgemeindet wurde.

1926 verlegte die Chemnitzer Stiftung Johanneum ihr Kinderheim nach hier,
dadurch wurde Harthau zur Heimat vieler Kinder aus ganz Deutschland.

Mit der Kriegsvorbereitung ab 1936 überprüfte man die Betriebe auf Möglichkeiten zur Rüstungsproduktion. Im Januar 1943 wurde das Werk 2 der Sächsischen Kammgarnspinnerei beschlagnahmt, um die Produktion von
U-Boot-Torpedoteilen der Kieler-Werke nach hier zu verlagern.
Auch der Betrieb der Allg. Maschinenbaugesellschaft Harthau wurde auf Rüstungsproduktion umgestellt.
Dadurch fielen beide Betriebe nach Ende des Krieges als einzige der Demontage zum Opfer, alle anderen Betriebe blieben erhalten, da sie als wehrpolitische Unterbetriebe eingestuft waren.

Durch die Bombardierung Harthaus am 14. Februar und 2. März 1945 verloren 52 Menschen ihr Leben.
Es wurden 16 Häuser bei diesen Angriffen total zerstört und 70 schwer beschädigt.

Fast alle Harthauer Betriebe überstanden die Bombenangriffe nur leicht beschädigt,
so dass nach Kriegsende die Produktion wieder aufgenommen werden konnte. Harthau entwickelte sich wieder zu einem bedeutenden Industrieort und die Bevölkerungszahl nahm zu.
1946 zählte die Gemeinde 6840 Einwohner. Dieser Zuwachs begründete sich auch durch in Harthau
angesiedelte Flüchtlinge und ausgebombte Chemnitzer Bürger.

Bis zum Jahre 1950 war Harthau eine selbstständige Gemeinde. Durch die Eingemeindung nach Chemnitz erfolgten zwar verschiedene Verbesserungen, wie z.B. die Wasserversorgung, Brücken- und Straßenbau,
doch die Altbausubstanz verfiel.

In den ansässigen Betrieben der Industrie und Landwirtschaft waren viele Harthauer beschäftigt. Alle dieser ehemaligen Betriebe existieren nicht mehr.

1950 wurde ein Feierabendheim in einem Parkgelände in Nähe der Lutherkirche erbaut, dieses wurde nach dem Jahr 2000 erweitert.
Zwei neue Seniorenheime entstanden in denkmalgeschützten Fabrikgebäuden,
so 1997 in Schuberts Wattefabrik und 2007 in der Bernhardschen Spinnerei.

Harthau besitzt zwei Kirchengebäude. Die 1908 errichtete Lutherkirche wird als Gottesdienststätte genutzt. Die Alte Kirche, 1609 in jetziger Form erbaut und in den letzten Jahren umfassend restauriert, dient jetzt als offene Stätte der Begegnung und der Kultur mit einem nunmehr ganzjährigen Veranstaltungsplan.

Die Natur und die schöne Umgebung veranlassten bereits 1930 den Gemeinderat, dass Harthau den Status eines Luftkurortes erhält, was leider nicht erfolgte.

Trotzdem sollte man Harthau einen Besuch abstatten und bei einer kleinen Wanderung die immer noch schöne Landschaft und Aussicht genießen.

Mit der City-Bahn Chemnitz – Stollberg ist Harthau durch seine drei Haltestellen leicht erreichbar. Hier fahren Sie auch durch den einzigen Eisenbahntunnel von Chemnitz unter dem Kirchsteig nahe der Alten Kirche.



info@harthau-heimatsammlung.de